Wieso du für die Gefühle anderer verantwortlich bist!

„Was ist denn jetzt los?“, fragst du dich jetzt wahrscheinlich. „Wird einem nicht dauernd gepredigt, dass jeder für das eigene Befinden verantwortlich ist?“. Ja, das wird es auch und ich muss ehrlich sagen, der Meinung bin ich auch. Ok, totale Verwirrung, doch lass mich dir erklären was ich damit meine.

Wenn du dich eine Zeit lang mit Persönlichkeitsentwicklung und einem bewussteren Leben befasst hast, kommst du scheinbar unausweichlich mit der obigen Aussage in Kontakt.

Jeder Mensch ist für seine eigenen Gefühle und Emotionen selbst verantwortlich.

Ehrlich gesagt fand ich es damals sehr schön, da es mir eine Menge Druck genommen hatte. Ich war nicht mehr für das Empfinden anderer verantwortlich und machte mir dadurch automatisch weniger Gedanken über die Außenwirkung meines Verhaltens. Schlimmer noch, viele Menschen nehmen das als eine Legitimation sich verbal wie die Axt im Walde zu benehmen… „Ist ja nicht mein Problem, wenn der andere dadurch ein Problem hat“

Ich denke Ja!

Ich habe diese Vorannahme wie gesagt auch lange Zeit gelebt und als richtig empfunden. Jedoch sind mir immer mehr Menschen aufgefallen, die dadurch wirklich wesentlich unfreundlicher und anteilsloser geworden sind. Natürlich lesen wir Artikel und schauen Videos über diese Themen, um uns sorgloser und glücklicher zu fühlen. Nur, fühlen wir uns langfristig sorgloser und glücklicher, wenn wir so sehr auf die eigenen Bedürfnisse schauen, dass wir die naher Mitmenschen nicht mehr zu beachten scheinen? Sollten wir uns nicht eigentlich mit dem Thema beschäftigen, um bessere und intensivere Beziehungen zu uns selbst und unseren Liebsten zu haben? Ich denke Ja!

Und wieso bist du nun verantwortlich für die Gefühle anderer?

Wenn ich jemanden beleidige oder verletze, kann ich nicht automatische eine derartige Reflektiertheit vorraussetzen, dass es den anderen schlichtweg nicht stört oder er/sie es gänzlich objektiv sehen kann. Im Gegenteil: Wer es so weit gebracht hat nicht mehr verletzt werden zu können, hat lediglich seinen Zugang zu seinem Gefühl abgeschottet, aber nichts über Persönlichkeitsentwicklung oder Kommunikation gelernt.

Zu meinen 100%ige Ehrlichkeit und das zentrieren der eigenen Bedürfnisse über die der anderen, ist schlichtweg eine Eigenschaft, die dich untauglicher für das Leben in einer Gesellschaft machen wird. Mein Anspruch ist es über das eigene Ego zu springen, um einerseits meine Bedürfnisse zu erkennen UND andererseits achtsam mit meinen Mitmenschen umzugehen. Wer nur ersteres befolgt tut nichts weiter, als das eigene Ego weiter zu füttern und sich von einer wahren geistigen Freiheit und reinen Beziehungen zu sich und anderen zu entfernen.

Julian, du hast aber in der Einleitung auch gesagt, dass jeder doch für seine eigenen Gefühle verantwortlich ist?!

Ja, das hab ich und das meine ich auch so, denn am Ende des Tages liegt es an dir, ob du dich wegen einer vergangenen Situation noch schlecht fühlst oder nicht. WIe du mit eben diesen negativen Gefühlen umgehst und sie in positive Gefühle oder in bspw. eine Lernerfahrung transformierst. Ausrutscher können jedem mal passieren, wir sind eben nicht perfekt und sollten nie den unauthentischen Anspruch an uns selbst haben, perfekt kommunizieren zu können. Wenn der- oder diejenige es nach 3 Tagen immer noch nicht schafft, die eigenen Emotionen zu bewältigen, liegt eben dies natürlich nicht mehr in deiner Verantwortung.

Es ist ein schmaler Grad zwischen der Wichtigkeit eigener und fremder Bedürfnisse zu entscheiden. Versuche für dich ein Mittelmaß zu finden. Achte auf deine Worte und wie du mit anderen umgehst. Geißele dich aber nicht an der fremden Unfähigkeit schlechte Gefühle und Situationen verarbeiten zu können.

Viel schöner ist doch außerdem die Fähigkeit unsere Mitmenschen bewusst ein Stück glücklicher machen zu können, denn genau diese Fähigkeit besitzen wir auch.

2 Gedanken zu „Wieso du für die Gefühle anderer verantwortlich bist!“

  1. Hi Julian,
    ich gebe dir Recht, jeder ist für seine eigenen Gefühle verantwortlich UND jeder sollte auf die Gefühle anderer achten. Das ist quasi das Prinzip der doppelten Absicherung 😉
    Ich wollte nur anmerken, dass es, meiner Meinung nach eine Lösung für diesen scheinbaren Widerspruch gibt:
    Jeder Mensch ist für sein eigenes Leben verantwortlich. Ich erschaffe mir meine Realität und meine Möglichkeiten.
    Wenn ich also darauf achte, wie mich Dinge verletzen/freuen und auch wie ich damit umgehe, so kann mir wenig passieren. Habe ich das begriffen, dann werde ich anderen gegenüber, die diese Fähigkeit noch nicht haben nachsichtiger und werde sie auch nicht verletzen. Es geht nicht darum den anderen in Watte zu packen, aber gewinnen wird man nicht in dem man jemanden entblößt oder beleidigt, nur in dem man die eigene Größe im Umgang mit anderen zeigt. Dann ist man wahrhaft erwachsen und gereift.
    Danke für den Input heute! 🙂

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